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Gartengeschichten

 

Zuviel des Guten                                                                                       31.7.2017

An Ostern bekam ich von meinen Lieben einen wunderschönen Margaritenstrauch  geschenkt, den ich sofort in einen großen Kübel auf unseren Balkon pflanzte. Diese, im Treibhaus vorgezogenen Pflanzen sind anfangs sehr empfindlich. Deshalb achtete ich auch gut auf ihn.

Im April war es eine wahre Pracht die schönen kräftigen Blüten zu hunderten zu bewundern. Fast täglich schnitt ich auch die verwelkten Blüten heraus und gab ihm auch genügend Wasser.

Im Mai wurden dann die Blüten immer kleiner und spärlicher. Vielleicht braucht er etwas Dünger, dachte ich und gab einige Hornspäne und Urgesteinsmehl in die Erde. Mit wenig Erfolg. Die Blüten wurden immer kleiner und spärlicher.

Im Juli wurde es auch nicht besser und so entschloss ich mich zu mehr Blumenerde mit wieder Dünger. Aber das Gegenteil wurde sichtbar. Traurig und mit gelben Blättern erwiderte er meine liebevolle Zuwendung. Tagtäglich konnte ich zusehen, wie bei guter Nahrung und viel Wasser verkümmert. Was habe ich falsch gemacht?

Wahrscheinlich war es zu viel des Guten und so tauschte ich die Hälfte der Erde aus. Auch die gelben Blätter kamen weg. Jetzt ist er nur noch ein kleines trauriges mickriges Pflanzen, das vielleicht die ganze Prozedur nicht überlegt.

Aber mit all dem Geschehen, will mir Pflanze etwas mitteilen eine ganz wichtige Botschaft.

Geht es uns Menschen nicht genauso?

Warum habe ich ihm keine Ruhepause nach der ersten großen Blüte gegönnt? Warum sollte sie bis zum Frost weiterblühen? Und vor allem habe ich gelernt dass zu viel gute Nahrung nicht immer gut ist. Manchmal ist ein Butterbrot besser als ein Stück Torte.

Ich sehe auch bei mir, wenn ich viel gearbeitet habe im Garten und müde bin, hilft eine kurze Pause besser, als viel zu essen. Denn dann muss mein Körper wieder Energie aufwenden um das Essen zu verdauen. Wenn ich aber nix tue, verbrauche ich nix und der Körper kann sich dazu erholen und neue Kräfte sammeln.

Aber es ist in meinem Kopf drin gespeichert von früher. Als Eltern, die den Krieg erlebt hatten, musste einfach viel gegessen werden, damit man „ein Kerl gibt“.

Da gab es auch Wettessen bei uns Kindern und keiner dachte sich was dabei. Oma sagte dann manchmal, dass wir froh sein können nicht im Krieg gelebt zu haben. Das Wort fasten kenne ich nur von der kirchlichen Fastenzeit, die bei uns aber niemals ernst genommen wurde. Man musste ja schaffen und da braucht man viel Essen.

Ein Glück für mich, dass ich in den 80ziger Jahren mit Umdenken begonnen, mich vollwertig ernährt und auch abgenommen habe.

Ich habe für mich selbst gelernt und lerne immer noch dazu, wieviel Essen wirklich gut tut und vor allem welches Essen. Und dass ein wenig fasten auch gut tut.

Manchmal ist weniger mehr.

Vögel im Garten                                                                                                               6.8.2017

Ich liebe Vögel. Besonders die Schwarzamseln, die wenig scheu haben auch mal stehen bleiben und mich mit den kleinen Kulleraugen anschauen. Im letzten Jahr gab es wahrscheinlich wegen des vielen Regens in der Brutzeit fast keine Schwarzamseln in meinem Garten. In diesem Jahr sind es plötzlich wieder mehr.

Aber ich habe festgestellt, dass ihnen auch das schmeckt, was mir schmeckt, denn sie begnügen sich nicht nur mit Würmchen. Meine sehr wenigen Erdbeeren habe ich mit ihnen geteilt. Von den Johannisbeeren habe ich abgegeben und jetzt teilen wir uns die Trauben.

Wobei sie den Vorteil haben, dass sie immer draußen sind jederzeit zupicken können und mit einem mir nicht innewohnenden Instinkt, die reifsten Beeren herauspicken können.

Aber in Anbetracht dessen, dass ringsum alle Gärten schwarzamselfeindlich angelegt sind, haben sie bei mir ein Paradies. Wenn ich den großen Nachbarsgarten betrachte mit 2000 qm fast nur Rasen mit großen Bäumen, Koniferen und ganz wenig Blumen, da kann ein Vogel nicht satt werden. Die anderen Gärten ringsum sehen auch nicht viel anders aus.

Es wird immer so viel vom Vogelsterben geredet und dass die Bauern mit ihrem Spritzmittel die Felder lebensfeindlich für Vögel machen würden. Wer redet denn von den Menschen, die kein Obst oder Gemüse mehr anbauen? Ich denke auch hier dürfen wir uns nicht freisprechen von Schuld. Wir sind mitverantwortlich, wenn es weniger Vögel gibt, weil die Gärten in kleine Parks verwandelt werden oder noch schlimmer in Steinwüsten, wie in den Vorgärten der Neubeugebiete.

Aber die Schuld auf andere schieben können wir alle gut.

Ich denke wir haben Mitschuld, weil die Gärten vogelfeindlich angelegt sind, da nützt das Futterhäuschen im Winter auch nicht viel, wenn wir im Sommer nicht weitermachen.

Warum denkt niemand daran, den Rasen etwas kleiner zu machen und auch mal Sonnenblumen zu pflanzen eine wahre Oase für die Meisen.

Ich finde den Gesang der Vögel für uns Menschen so wichtig, weil sie das Innerste in meiner Seele berühren. Seit tausenden von Jahren lebten wir Menschen mit der Natur zusammen. Diese Verbindung ist in unseren Genen verankert. Das ist mehr als der Verstand mir erklären kann. In jedem Winter freue ich mich auf das Frühjahr, wenn die Vögle anfangen zu singen. Da geht mir das Herz auf und es signalisiert mir, jetzt kommt der Frühling. Und es ist mehr als das, es ist Hoffnung und Zuversicht. Wenn ein Vogel singt und ich liebe den Gesang der Schwarzamsel vor allem, das trifft mich tief ins Herz hinein.

Wenn ein Vogel singt, singt er aus Lust am Leben und das kommt rüber, in jedem Menschen, der sich davon berühren lassen möchte. Diese Freude am Leben tut einfach nur gut und heilt. Sie heilt das was in mir, das durch Unachtsamkeit kaputt ist und verbindet mich wieder mit dem richtigen Leben.

Die wahre Freude am Leben kann ich mir nicht mit Geld kaufen, sie gibt die Natur umsonst.

Ich lerne von den Schwarzamseln                                                                                2022                                                                   

Ich hatte gesehen, wie der Fernsehgärtner perfekt Radieschen aussät. Genauso wollte ich es auch tun in diesem Jahr. Ich war schon richtig gespannt, ob es mir gelingen würde, denn meine Radieschen waren bisher nicht das, was man sich unter einer guten Radieschen Ernte vorstellt.

Ich zog mit der Schnur und hacke, eine schöne Rille in den Boden und legte immer 2 Körnchen zusammen im Abstand in die Erde. Darauf streute ich gute lockere Blumenerde mit Kompost gemischt, damit die zarten Pflänzchen es leichter hatten um hoch zu kommen.

Täglich goss ich die Samenrille immer in Erwartung auf die sprossenden Keime. Nach einigen Tagen, zeigte sich der Erfolg. Eine schöne gerade Reihe erster Radieschen Blätter guckte aus der Erde hervor. Jetzt freute ich mich schon, denn so schön war es bisher noch kein Radieschen Samen aufgegangen. Weil aber immer zwei Radieschen miteinander aufgegangen waren, setzte ich immer eines davon in die Lücke dazwischen, als sie groß genug zum pikieren waren.

Ich stellte mit meine Ernte schon vor, denn diesmal hatte ich Glück gehabt, dachte ich. Weil Radieschen viel Wasser brauchen und es schon wochenlang nicht geregnet hat, goss ich weiterhin fleißig, damit sie ja nicht austrockneten.

Eines Tages aber kam ich mit der Gießkanne und staunte nicht schlecht, denn die halbe Reihe meiner jungen Radieschen waren verschwunden. Stattdessen war meine feuchte Saatrille total verscharrt.    Das können nur Schwarzamseln gewesen sein dachte ich. Und mir viel auf, dass in diesem Jahr endlich wieder mehr Schwarzamseln zu sehen waren.

Eigentlich mag ich Schwarzamseln am liebsten, sie sind ein wenig vorwitzig und warten, wenn irgendwo im Garten umgegraben wird, damit sie die Würmchen sammeln können. Aber dieser Schaden, den sie mir angerichtet hatten ärgerte mich schon.

Jetzt hatte ich mir so viel Mühe gemacht und alles war bisher perfekt gelaufen und jetzt hatte der Feind, die Hälfte zerstört. Feind? Waren die Schwarzamseln meine Feinde? Aber ich mag sie doch, ich schaue ihnen so gerne zu. In mir rumorte es. Ich wusste nicht was ich denken sollte, denn Feindbilder aufbauen, war eigentlich nicht in meinem Sinne.

Vergebung, denn sie wissen nicht was sie tun. Ich wusste ganz genau, dass sie es nicht getan hatten um mich zu ärgern, denn sie suchten nur Nahrung und weil ich an dieser Stelle gut gegossen hatte,. So konnten sie leichter Würmchen finden, als im trockenen Boden ringsum.

Trotzdem ließ es mir keine Ruhe, denn ich wollte doch Radieschen ernten und es war nur eine Frage der Zeit bis die andere Hälfte des Beetes auch noch zerstört war. Ich schnitt ein Stück Hasendraht ab und legte ihn der Länge nach über die verblieben Radieschen. Damit aber die Schwarzamseln trotzdem zu ihren Würmchen kommen, goss ich zusätzlich auch den Komposthaufen, damit sie dort scharren können.

Aus dieser Sache habe ich viel gelernt. Ich habe mich zu früh über eine Sache gefreut. Dass die Schwarzamseln mir mit ihrem Scharren behilflich waren, begriff ich erst am nächsten Tag. Was täte ich mit 100 Radieschen, die zur gleichen Zeit reiften? Ich war dumm gewesen, soviel auf einmal zu säen. Jetzt kann ich in gutem zeitlichen Abstand noch einmal aussäen und habe viel länger an meiner Ernte.

Den Samen nicht verlieren  -   arbeiten im Alter                                   6.8.2020

Es passiert mir immer wieder, dass ich mich kräftemäßig, meist im Garten derart  verausgabe, dass ich hinterher so kaputt bin, dass ich manchmal viele Stunden, oder Tage brauche um genügend Kraft zu haben, normal weiter zu machen.

Jedes Mal, wenn es passierte, nahm ich mir vor, nicht mehr so lange zu arbeiten, aber ich merkte nicht, wie meine Kräfte aus mir schwanden und wenn ich dann eine Pause machte, war es zu spät.

Irgendwie wollte ich auch nicht dran denken, dass es nicht mehr so gut geht, wie in jungen Jahren. Auch damit musste ich mich auseinandersetzen und mir eingestehen, ich bin jetzt 68 Jahre alt.

Aber eine andere Idee kam mir in den Sinn, die es mir leichter macht, rechtzeitig aufzuhören.

Ich darf den inneren Samen nicht verlieren. Das heißt, ich darf nur so lange arbeiten, wie ich merke, dass es noch gut geht. Das war früher nicht so, da dachte ich, da geht doch noch was.

Es ist genau, wie mit dem Essen, esse ich so viel, bis ich satt bin, war es zu viel. Im Augenblick des Essens merke ich nicht, wie der Magen voll wird, aber 10 Minuten später schon.

So ist es auch mit dem Arbeiten, kurz zuvor, wenn ich merke ich werde langsamer, aufhören.

Noch eine gute Herangehensweise ist, sich nicht so viel vorzunehmen und lieber mehrere Tage dafür einplanen, alles auf einmal tun zu wollen.

So ist es mir heute ergangen. Weil es heute sehr heiß werden sollte, ging ich um 8 Uhr schon in den Garten. 2 oder 3 Beete hatte ich für heute geplant. Aber dann ging es besser als ich dachte und konnte das doppelte Tun, als ich vorhatte. Jetzt bin ich zwar ein wenig erschöpft, weil es 2 Stunden geworden waren, aber ich habe meinen Samen nicht verloren, sondern tue jetzt eine leichte Arbeit am Computer, die wenig körperlich Kraft braucht.

Noch etwas kommt hinzu, was ganz wichtig ist, das Lernen, mir innerlich näher zu sein.

Das bedeutet ich muss lernen noch tiefer in mich hinein zu spüren, wo meine belastbaren Grenzen sind. Mit meinem Körper, als Freund kommunizieren. Denn nur dann lerne ich wirklich mit mir zu leben und nicht gegen mich.

Es ist ja nicht so, dass durch das nicht mehr so lange körperlich arbeiten können, etwas fehlt, oder verlorene Zeit ist, nein, ich sitze dann auch mal im Garten und kann wirklich genießen, was ich vor Jahren nicht getan habe. Ich freue mich an dem was wächst und beobachte die Bienen, Schmetterlinge und Vögel. Ich schaue mir die schönen Blumen an und sie lachen mir zu. Diese Gefühle ersetzen vollkommen, die fehlende körperliche Kraft.

Die Intensität des Genießens nimmt im Alter zu und ersetzt alles was nicht mehr geht.

Es ist auch das Verstehen der Zusammenhänge des Lebens, vielleicht Altersweisheit, die für alles andere entschädigt, was nicht mehr geht, oder nicht mehr so gut geht. Selbst die Wärme der Sonne zu spüren tut einfach nur gut. Und so wird das was wirklich wichtig ist im Blickwinkel verschoben, in Richtung Sein.